Stockschießen: Außergewöhnliche Sportart auch für Schwerhörige
Für viele Menschen ist Sport erholsamer Ausgleich zum stressigen Alltag, der oft mit Hektik, Lärm und Zeitdruck verbunden ist. Schwerhörige brauchen diesen Ausgleich auch, denn für sie bedeutet das Zuhören und Verfolgen normaler Gespräche täglich eine zusätzliche Kraftanstrengung. Der Deutsche Schwerhörigen-Sportverband (DSSV) umfasst eine Vielzahl von Vereinen, die ganz unterschiedliche Sportarten anbieten – vom klassischen Fußball über geselliges Kegeln bis hin zu eher ungewöhnlichen Sportarten wie dem Stockschießen.
Mannschafts- und Einzelsportart in Einem
Für Schwerhörige ist es wichtig, sich durch die Schwierigkeiten des Höralltags nicht entmutigen zu lassen und gar abzugrenzen und zu isolieren. Stockschießen als Mannschaftssportart fördert das Miteinander, in den Kategorien Weiten- und Zielwettbewerb haben aber auch Einzelkämpfer ihren Spaß. Als Träger von Hörgeräten wissen Schwerhörige, wie wichtig Präzision ist: Das gilt für die Verarbeitung des Hörgerätes genauso wie für exaktes Zuhören bei Gesprächen. Für genug Präzision beim Hören helfen gute Batterien für das Hörgerät, beim Stockschießen kommt es aber auch auf gutes Augenmaß und eine ruhige Hand an.
Stockschießen bzw. Eisstockschießen kommt vermutlich aus Skandinavien und verbreitete sich, da es als Sportart zunächst nur auf Eis gespielt wurde, vor allem in winterlichen Gebieten wie dem Alpenraum sehr rasch. Heute ist Stockschießen eine ganzjährige Sportart: Im Winter spielt man auf Eis, im Sommer auf Beton beziehungsweise Asphalt oder man benutzt spezielle Teppiche. Das wichtigste Utensil ist der Stock, der im Wesentlichen aus drei Teilen besteht: Dem Stil als Haltegriff, dem Stockkörper, dessen Gewicht zwischen 2,73 kg und 3,83 kg liegt und der Laufsohle, die je nach Jahreszeit und Untergrund aus verschiedenen Materialien besteht und unterschiedliche Härtegrade und damit Reibwerte aufweisen kann.
Zwei Mannschaften mit je vier Mitspielern treten gegeneinander an. Ziel ist es, mit dem Stock der „Daube“, einem meist kreisrunden Zielgegenstand mit ca. 12 cm Durchmesser, möglichst nahe zu kommen. Dafür wird die Daube zu Beginn eines Spiels in die Mitte des Spielfelds gelegt, auf das sogenannte „Daubenkreuz“. Die Spieler versuchen nun abwechselnd, ihren Stock bestmöglich zu platzieren, also näher an die Daube zu kommen, als ein Stock der gegnerischen Mannschaft. Dabei darf die Daube auch bewegt werden, muss aber innerhalb des Spielfeldes verbleiben. Nach sechs Durchgängen (den sogenannten „Kehren“), wird ausgewertet.
Der Zielwettbewerb beim Stockschießen kann als Mannschaft- oder Einzelsportart ausgetragen werden. Hier werden vier Durchgänge mit je sechs Versuchen gespielt. In den einzelnen Runden gilt es, unterschiedliche Ziele zu treffen. Der Schwierigkeitsgrad nimmt dabei natürlich zu. Pro Runde können 60 Punkte erspielt werden, der Spieler beziehungsweise die Mannschaft mit der höchsten Punktzahl gewinnt.
Der Weitenwettbewerb beim Stockschießen unterscheidet sich von den anderen Wettbewerbsarten, denn hier kommt es nicht hauptsächlich auf Genauigkeit, sondern auf die Beschleunigung an – schließlich soll der Stock möglichst weit geschossen werden. Die Schützen haben sieben Meter Anlauffläche und werfen den Stock in eine Trichterförmige Bahn, die der Stock nicht verlassen darf. Nach 5 Versuchen gewinnt – hier ist die Auswertung einfach – der Werfer, dessen Stock am weitesten gekommen ist.
Meisterschaft im Stockschießen
Entscheidet man sich für diese außergewöhnliche Sportart, fördert das den eigenen Teamgeist und die eigene Geschicklichkeit und Genauigkeit. Über den Deutschen Schwerhörigen Sportverband bekommt man Informationen, welche Vereine Stockschießen in ihrem Repertoire haben. Sogar Meisterschaften werden hier ausgetragen – für die nächsten DSSV-Meisterschaften im Stockschießen für Schwerhörige im Deutschen Behinderten Sportverband e.V. am 29. September 2012 laufen gerade die Anmeldungen. Für Schwerhörige ist diese Sportart eine gute Gelegenheit, sportlichen Ausgleich vom Alltag zu bekommen und sich trotzdem zu integrieren – gerade durch die Nicht-Schwerhörigen Vereinsmitglieder wird hier das Hörvermögen gefördert, aber nicht überfordert, denn der Spaß am Sport steht im Mittelpunkt.
Man kann also nur gewinnen – vielleicht nicht gleich eine Meisterschaft, aber mit Sicherheit die Kompetenz dafür, sein Leben als Schwerhöriger gut zu meistern.
© Robin Daniel // Text wird zur Verfügung gestellt von Gutscheinpony.de
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